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Susan Turcot   "Exxon Valdez's offspring"
5.11. - 18.12.2010


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In ihrer neuen Ausstellung in meiner Galerie präsentiert die aus Kanada stammende Künstlerin Susan Turcot eine sechsteilige Serie großformatiger Kohlezeichnungen.

Schon seit langem hat sich Turcot in unterschiedlichen Teilen der Welt in einer immer weiter ausdifferenzierten Arbeitsweise, die zwischen reportagehafteren und symbolisierungs-näheren Verfahren pendelt, der sich krisenhaft zuspitzenden und weltweit politische Prozesse lenkenden Ökonomien der natürlichen Ressourcen gewidmet.
Nach ihrer Auseinandersetzung mit anderen fossilen Ressourcen konzentriert sie sich in ihren neuen Arbeiten auf die faktischen und metaphorischen Eigenschaften der Energiequelle Erdöl.
Mit dem  "Exxon-Valdéz" im Titel der Ausstellung, der auf das Öltankerunglück vor Alaska im Jahr 1989 rekurriert, reagiert sie nicht nur auf die aktuellen Geschehnisse, den fatalen und noch immer unüberschaubaren Umweltschaden, den eine leck gegangene Ölbohrplattform der Firma BP zuletzt angerichtet hat. Sie ruft auch die Kontinuität der Umweltkatastrophe ins Bewusstsein,




die sich in ihrer Dynamik und Irreversibilität mit herkömmlichen politischen Instrumentarien längst nicht mehr effektiv bearbeiten lässt.
Auf den querformatigen Zeichnungen ist jedoch nicht nur eine Ästhetik des "oil spill" vorgeführt, wie sie in der letzten Zeit in den Nachrichtenmedien entwickelt wurde - es werden die endlosen Extensionen, Kreuzungen, Stützkonstruktionen und Volumina der transkontinentalen Ölpipelines als ein äußerst verletzliches Adernssystem beschworen, das im Zeitalter sich vermeintlich lockernder Grenzen, aber auch ständig wachsender Sicherheitsrisiken neue Territorialitäten diktiert, die sich letztlich nicht mehr mit staatlichen Machtansprüchen rechtfertigen lassen.

Dass Turcot für ihre Zeichnungen die fossile Ressource Kohle benutzt, verweist zurück auf eine bestehende Praxis der Reflexivität ihrer künstlerischen Mittel, bei der es längst nicht mehr nur um eine erklärende Darstellung von Verhältnissen geht, sondern zugleich immer mit großer Dringlichkeit um den Verweis auf die Geschlossenheit und Fragilität natürlicher Ressourcenkreisläufe.