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Michael Müller
"Befindlichkeiten gegen die Nullachse und anderer atmosphärischer Druck"
13. September - 25. Oktober 2008


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Michael Müller arrangiert verschiedene Übersetzungsfassungen und Editionen eines biografischen Romans mit dem Titel "Biographie von Kautschuk", aus denen er Elemente, Figuren und Formen extrapoliert. Der Roman ist autobiografisches Fragment und als solches literarisches Zeugnis einer Begegnung zwischen westlichen und östlichen Kulturen – in einem "Zwischenbereich", den man heute postkolonial nennen kann, von dem aber noch nicht klar ist, was auf dessen "post-" folgen kann. Die verwirrende Kompliziertheit der hierarchischen, ethnischen und geschlechtlichen Verhältnisse und der damit verbundenen Gefühle, die sich im Fragment abzeichnet, bekommt in den Dialogen etwas bildliches. Darüber hinaus wird etwa mit dem Beispiel einer Kulturgeschichte des Kautschukabbaus in kolonialen Verhältnissen und der daraus möglich werdenden Weiterentwicklung des Tischtennisspiels – Kautschuk ermöglichte eine Beschichtung der Schläger, die Bewegungsabläufe auf ein völlig neues technisches Niveau präzisierte, beschleunigte, unberechenbar nonlinear machte –




eine Metaerzählung eingeführt, die in ihren verschiedenen zeichnerischen, plastisch-gestalterischen, abstrakt-malerischen und drucktechnischen Erscheinungsformen die Grundstruktur des "Unternehmens" von Michael Müller klarer hervortreten lässt.>

Er spricht nicht nur über Ressourcen als Leitsedimente einer politischen Geschichte - durch seinen Analogschluss wird auch seine eigene ("authentische") Identitäsgeschichte als Ressource erfahrbar und manipulierbar. Dabei werden in kleinsten Details der Gestaltung, der Übersetzung, des Arrangements, die man in der Installation findet, kritische Fragen nach der Auktorialität des Ensembles, aber auch nach der Präzision, die autobiografische und kulturgeschichtliche Diskurse überhaupt erzeugen können, provoziert  Im wesentlichen richtet sich die entstehende ambivalente, weil selbst extrem involvierte Ebene der Kritik an ein Denken, dem alles zur Ressource wird.

(Clemens Krümmel)