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Michael Müller
"Befindlichkeiten gegen die Nullachse und anderer atmosphärischer Druck"
13. September - 25. Oktober 2008


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Michael Müllers neue Installation kann man seine bisher komplexeste und aufwändigste nennen. Der Titel macht bereits deutlich, dass es hier eine Reibung zwischen objektiv abstrakten und subjektiv gefühlsbetonten Beschreibungsweisen von Wirklichkeit gibt.

Schon seit langem hat sich der von deutsch-indischen Eltern abstammende Künstler Michael Müller mit der Verbildlichung schwer zu fassender und doch schwer anders denn als Bild zu beschreibender Vorstellungen und Sachverhalte beschäftigt.

Wenn es so etwas wie ein Generalthema für die meisten seiner Arbeiten gibt, dann ist es das der Übersetzung. Damit ist ganz wörtlich das Übersetzen von einer Sprache in die andere gemeint - etwa durch das Langzeitprojekt der von ihm entwickelten Transkriptionsschrift "K4" - Übersetzung kann aber auch eher als Übertragung verstanden werden:




eine Übertragung von einer Wirklichkeitsebene in eine andere. Abstrakte Ideen wie mathematische Funktionen oder physikalische phänomene konkret und anschaulich werden zu lassen, Dinge und Eindrücke, die sich dem Gedächtnis schnell entziehen und nur äußerst mühsam mit dessen Hilfe zu rekonstruieren sind, diagonale, zugespitzte Schneisen in das übliche Realitätsverständnis mit den Achsen Raum und Zeit zu zeichnen - so lassen sich seine Projekte allgemein umreißen. Mit der Bevorzugung des Zeichnens bzw. Schreibens bedient sich Müller nicht nur zwei der geläufigsten Kulturtechniken - er versucht sie vielmehr durch ein äußerstes Maß an Konzentration auf einen Punkt zu bringen, an dem sie einerseits noch einmal als wertvolle Erkenntnismittel aus dem Gewohnheitsschlaf des vermeintlich Gewussten heraustreten, an dem sie andererseits aber auch als physisch endliche, Lebenszeit verzehrende Tätigkeiten eine "Parallelachse" zur Lebenslinie sichtbar machen.